Meine liebe Annika!

 

 

Im Sommer war ich so oft in unserem Garten, wo Du so gern jede freie Minute bei Sonnenschein zugebracht hast. Alles hat sich verändert und meine Gedanken schweifen oft in die Vergangenheit. Alle Zukunftsträume sind erloschen!

17 Jahre lang haben wir versucht, Dich vor allen Gefahren zu beschützen. Wir haben an Deinem Krankenbett gesessen, wenn Du Fieber hattest und haben Deine Wunden versorgt, wenn Du gefallen warst. Wir haben mit Dir alle Höhen und Tiefen Deines jungen Lebens gelebt, mit und für Dich gekämpft, mit Dir gelitten und uns mit Dir gefreut. Alles umsonst!

 

Ich wollte Dir in Deinem Leben doch noch so viel sagen, zeigen und beibringen. Jetzt ist es leider zu spät dafür!

Ich hatte immer geglaubt alles im Griff zu haben, meine Familie vor allen Gefahren beschützen zu können und jetzt stehe ich hier vor dem Scherbenhaufen meines Lebens!

Ohnmächtig und hilflos stehe ich dieser Situation gegenüber.

 

Wir hatten doch noch so viel vor. Ich habe Dir viel zu selten gesagt, wie hübsch und wichtig Du für mich bist! Du warst immer der Indikator in meinem Leben. An Dir, liebe Annika, habe ich immer gesehen, ob etwas richtig oder falsch war. Du warst immer ehrlich, hast Dich nie verbiegen lassen. Wenn Du traurig oder skeptisch geschaut hast, wusste ich, dass etwas nicht in Ordnung oder richtig ist.

Besonders beim Umbau unseres Hauses wurde mir das klar. So manches Mal habe ich geflucht, wenn etwas nicht gleich funktioniert hat oder Probleme anstanden. Du hast mich immer beruhigt und Mut gemacht, hast eigene sehr gute Ideen mit eingebracht und tüchtig geholfen. Dein strahlendes Lächeln war der schönste  Lohn für alle Mühe. Auf dieses Lächeln war ich immer sehr stolz. Auch das und Dein schönes neues Zimmer, alles umsonst!

 

Viele Gedanken gehen mir jetzt immer durch den Kopf. Der Schmerz Deines Todes, die Sorge um die Gesundheit Deiner Mutter, die Zukunft Deines Bruders und die Zukunft unserer Restfamilie. Wie soll es weiter gehen? Was wird noch kommen?

 

Meine Gedanken schweifen zurück, es war schön und ich habe es genossen:

-         durch Deine struppigen, schwarzen Babyhaare zu streichen

-         mit Dir auf dem Hof und im Garten zu spielen

-         mit Dir und Nico jeden Sonntagvormittag durch den Wald zu streifen

-         mit Dir Kaufmannsladen zu spielen und immer der Käufer sein zu müssen

-         mit Dir Fahrrad fahren zu üben

-         mit Dir Deine Geburtstage zu feiern und Dein Strahlen über die Geschenke zu sehen

-         von Dir zu jedem Geburtstag oder Feiertag mit schönen selbst gemalten Bildern und originellen Geschenken verwöhnt zu werden

-         mit Dir, Nico und Deinem Hund Amur kilometerlange Märsche und Radtouren zu machen

-         mit Dir Inliner zu fahren (Du hast es mir mit 40 Jahren beigebracht!)

-         mit Dir und der ganzen Familie in den Urlaub zu fahren, darauf hast Du Dich immer so riesig gefreut

-         mit Dir Auto fahren zu üben und Deine fragenden und strahlenden Blicke dabei zu sehen

-         dich zu drücken und zu streicheln, wenn Du traurig oder glücklich warst

-         mit Dir zu diskutieren und mit Dir zu Lachen

-         fast jede Mahlzeit haben wir zusammen eingenommen und von unserem Tag berichtet

Ich bin froh darüber, viel Zeit mit Dir verbracht zu haben, die kann mir keiner mehr nehmen.

 

Ich würde alles dafür geben:

Deinen 18. Geburtstag mit Dir feiern zu dürfen,

Dein erster Beifahrer zu sein (ich hatte vollstes Vertrauen zu Dir),

Deinen Abiturabschluss zu feiern,

Dein Studium zu begleiten,

Dich vielleicht zum Altar zu führen,

Deine Kinder im Arm zu halten, …

In guten wie in schlechten Zeiten immer zu Dir zu stehen.

 

Alle diese Träume sind wie eine Seifenblase zerplatzt und können nicht mehr gelebt werden!

 

Dein Leben lag, wie ein offenes Buch vor Dir, es musste nur noch gelesen werden, bis es abrupt zugeschlagen wurde!

Jetzt bleibt nur noch Dein Grab und die vielen Erinnerungen an Dich mein liebes Mädchen.

Erinnerungen an Dein strahlendes Lächeln,

an Deine zarte weiche Haut,

an Dein schönes langes Haar,

Deine sanfte Stimme,

Dein gutmütiges Wesen …

 

Ich habe Alpträume vom Anblick des offenen Sarges und Hass auf den Unfallfahrer Markus, der Dir und uns alles genommen hat. Das kann und werde ich ihm nie verzeihen!

 

Leider weiß ich nicht wo du jetzt bist, mein liebes Kind, ich hoffe nur es geht Dir gut! Meine liebe Annika, ich halte Dich ganz fest in meinem Herzen und in meiner Seele.

Du warst, bist und wirst es immer sein, der Sonnenschein in meinem Leben.

 

Dein Papa